« Der Charme eleganter Dezenz »
Designer entwerfen unzählige Möbel und Accessoires, die wunderschön sind. Es fällt nicht leicht, sich beim Einrichten aufs Wesentliche zu beschränken. Der Verzicht zahlt sich aber aus: Weite Räume punkten mit einer Atmosphäre, die befreiend wirkt. Die ausgewählten Lieblingsstücke freuen sich über den Wohnstil ebenso wie der Geist. Denn sie kommen besser zur Geltung, wenn es im Umfeld nur wenige Konkurrenten gibt. Wie und mit welchen Gegenständen Sie minimalistisch einrichten, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Klares Bekenntnis zu Geometrie und Reduktion
In den 1960er-Jahren sorgte eine neue Kunstströmung für Furore und Kritik: Zunächst verzichteten US-amerikanische Bildhauer wie Donald Judd auf jegliche Details. Die Quintessenz waren Werke, die geometrisch klar und auffällig reduziert wirkten. Den Kunststil übertrug man in den 1980ern auf minimalistische Möbel, die sich in der Gegenwart über eine wachsende Fangemeinde freuen. Ein Paradebeispiel für den Designansatz bei der Einrichtung ist das U-Shelve von NICHBA: Es bekennt sich unübersehbar zum Quadrat.
Der Stahl unterstreicht mit seinem industriellen Touch die sachliche Ästhetik. Die bemerkenswert dünne Ausführung des Materials verstärkt die dezenten Facetten der Wandregale. Sie entlockt dem soliden Werkstoff zugleich eine unerwartete Eleganz. Nichlas B. Andersens entschied sich bewusst für einen Entwurf, der drei Aufhängemöglichkeiten zulässt. So genügt ein Regalmodell für verschiedene Anwendungen, wenn man sich minimalistisch einrichten möchte.
Weniger ist mehr – Designidee mit langer Tradition
Der Verzicht auf dekorative Extras erschien pointiert, als man in den 1960ern Kunstwerke und rund 20 Jahre später Designmöbel erstmals als minimalistisch bezeichnete. Die Idee war aber keineswegs neu. Sie ist eng verwandt mit dem Purismus, den Le Corbusier im frühen 20. Jahrhundert in der Architektur etablierte. Gleiches gilt für die Entwürfe der Bauhaus-Ära, deren Designobjekte sich ästhetisch klar präsentieren und auf die Funktion fokussieren. Für die minimalistische Einrichtung geschaffen sind deshalb auch Möbel und Accessoires mit langer Tradition.
Das zeigt sich beim Zoom auf die Tischleuchte Bestlite von Gubi: Sie wurde schon 1930 entworfen. Damals traf die betont funktionelle Formensprache aber auf wenig Gegenliebe. Rund zehn Jahre später erkannte Gubi Olsen das Potenzial der Lampe. Heute passt die Designikone nicht nur perfekt zum Einrichtungsstil, wenn man minimalistisch wohnen möchte. Sie erlaubt es, einen diskreten Blickfang mit nostalgischer Aura in das moderne Zuhause zu integrieren.
Minimalisten mit vielseitigen Talenten
Reduziertes Design ist höchstens die halbe Miete beim minimalistischen Wohnen. Es gilt außerdem, sich bei der Einrichtung auf möglichst wenige Möbel zu beschränken. Wer genügsam ist, kann gewohnte Objekte einfach weglassen. Die meisten Menschen würden diese Strategie aber unkomfortabel und ungemütlich finden. Gefragt sind deshalb clevere Allrounder, die mehrere Bedürfnisse beim Einrichten vereinen. Designer entwickeln dafür immer häufiger attraktive Lösungen:
Die geradlinige Bank von NICHBA bietet sich im Flur als Ablage und Sitzgelegenheit an. Das schafft Platz für die verschiedensten Dinge und steigert den Komfort beim Ankleiden. Im Wohnzimmer überzeugt der Roll-it von Jan Kurtz als Hocker und Beistelltisch. Leicht gelingt durch die Gummirollen der spontane Ortswechsel bei der alltäglichen Nutzung. Der Pluspunkt: Trotz der formalen Reduktion trägt das Multitalent zur wohnlichen Dekoration bei.
Das ist der Fertigung aus massivem Eichenholz zu verdanken. Einem Glücksgriff gleicht der Sekretär Flatmate aus den Müller Möbelwerkstätten, wenn man ein Homeoffice minimalistisch einrichten möchte. Eingeklappt schmiegt sich das Raumwunder äußerst schlank an die Wand. Es besteht sogar die Gefahr, dass Gäste ihn beim Besuch übersehen. Öffnet man die Klappen vorne und an der Seite, erfüllen sich alle Wünsche für den Arbeitstag zu Hause.
Handverlesene Augenschmeichler fürs wohnliche Flair
Das Einrichten beansprucht etwas Zeit: Zuerst konkretisiert man die persönlichen Bedürfnisse. Passend dazu werden minimalistische Möbel ausgesucht, die möglichst vielseitig designt sind. Es wäre schade, wenn unzählige Gegenstände das angenehm ruhig wirkende Konzept relativieren. Beim Wohnen sehnt man sich aber nach der Gemütlichkeit, die Deko versprüht. Auf sie sollte man nicht komplett verzichten.
Wer sich minimalistisch einrichten möchte, streckt die Fühler nach Accessoires mit reduziertem Designstil aus. Dafür ist die POV Circle Kollektion von menu ein gelungenes Beispiel. Die filigranen Metallringe inszenieren Teelichter, Kerzen oder Blumen. Dezent integrieren sie sich ins Interieur und verknüpfen die gemütlichen Highlights mit der dekorativen Wandgestaltung.
Das Möbeldesign zeichnet sich durch klare Formen und zurückhaltende Farben aus. Ähnlich diskret wirken die wohl dosiert eingestreuten Heimtextilien. Wählt man die Grundausstattung derart konsequent aus, spricht nichts gegen einen expressiven Blickfang. Die eigenwillige Formgebung ist das Schönheitsgeheimnis der mundgeblasenen Vase Otavalo von GUAXS. So eindrucksvoll wie ihr Schliff mit markanter Wabenstruktur ist das kräftige Petrol.
Minimalistisches Wohnen, nachhaltiges Leben
Die puristische Einrichtung ist selten ein stilistisches Einzelphänomen. Sie spiegelt meist eine Lebensauffassung, die sich vom unreflektierten Konsum distanziert. Willkommen sind Produkte, die zum reduzierten Wohnstil passen und nachhaltig sind. Mit der idealen Kombination überzeugt ferm LIVING beim Desert Stuhl. Auf das Wesentliche beschränkt sich das Designkonzept mit dem grazilen Metallgestell und der eingefügten Stoffbahn. Sie fungiert als Sitzfläche und Rückenlehne.
Der Clou: Das Textilgewebe wird aus recycelten Plastikflaschen hergestellt. Obendrein ist der Loungesessel vielseitig: Im Winter lädt er vor dem Kamin zur Ruhepause ein. Im Sommer ist er der Lieblingsplatz für Lesestunden auf dem Balkon. So beantwortet er zwei Wünsche bei der Einrichtung, die nur temporär sind. Durch die saisonale Nutzung erledigt sich eine Anschaffung. Das passt bestens dazu, dass man sich minimalistisch einrichten und Ressourcen sparen möchte.